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Stand 15.02.2014

Platzierung im Hauptstudium des modularisierten SJ: HS I M 11

Ausschilderungen der Einreisespuren nach Anhang III SGK für EU-/EWR- und Schweizer Staatsangehörige ...

... und für Inhaber aller Pässe einschließlich Drittstaatsangehörige  - hier an der Schengen-Außengrenze von Italien

Neuregelungen für das Schengener Einreisesystem durch die
Verordnung (EU) Nr. 610/2013

- in Kraft getreten am 19.07.2013
- und vollständig in Anwendung seit 18.10.2013

(1.-5.)

und durch die Verordnung (EU) Nr. 1051/2013, in Kraft getreten 27.11.2013
(6.)

1. Allgemeines und Anwendungsbereich der VO (EU) Nr. 610/2013

1.1 Daten der VO

Durch die Verordnung (EU) Nr. 610/2013 (ABl.-EU L 182/1 vom 29.06.2013) werden mehrere Rechtsquellen für das Schengener Einreisesystem geändert.

Die offizielle Bezeichnung der VO lautet:

Verordnung (EU) Nr. 610/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2013 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 562/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates über einen Gemeinschaftskodex für das Überschreiten der Grenzen durch Personen (Schengener Grenzkodex), des Übereinkommens zur Durchführung des Übereinkommens von Schengen, die Verordnungen (EG) Nr. 1683/95 und (EG) Nr. 539/2001 des Rates sowie die Verordnungen (EG) Nr. 767/2008 und (EG) Nr. 810/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates (ABl.-EU L 182/1 vom 29.06.2013).

1.2 Räumliche Geltung

Die VO (EU) Nr. 610/2013 gilt in allen EU-Staaten mit Ausnahme von Dänemark, Großbritannien und Irland.

Für Dänemark gilt wie immer die nationale Umsetzungsoption für eine Entscheidung des dänischen Gesetzgebers über eine Umsetzung als innerstaatliches Recht.

In den Schengen-assoziierten Nicht EU-Staaten Island, Liechtenstein, Norwegen und Schweiz kommt sie als umgesetztes innerstaatliches Recht zur Anwendung.

1.3 Zeitliche Geltung

Die VO (EU) Nr. 610/2013 ist am 19.07.2013 in Kraft getreten.

Die u.g. Änderungen gelten in Bezug auf den Pass / Passersatz seit 19.07.2013 (Art. 7 Satz 1 der VO) und hinsichtlich der sonstigen Änderungen seit 18.10.2013 (Art. 7 Satz 2 der VO).

1.4 Geänderte Vorschriften

Durch die VO werden u.a. geändert:
-       VO (EG) Nr. 562/2006 – Schengener Grenzkodex (SGK),
-       VO (EG) Nr. 539/2001 – EUVisaVO,
-       VO (EG) Nr. 767/2008 – VIS-VO,
-       VO (EG) Nr. 810/2009 – EU-Visakodex (VK),
-       SDÜ.

2. Schengen-weit wirksame Aufenthaltstitel

2.1 Begriff "Aufenthaltstitel"

Aufgrund Neufassung von Art. 2 Nr. 15 SGK wird unter dem Begriff Aufenthaltstitel erfasst
- jeder nach der VO (EG) Nr. 1030/2002 ausgestellte Aufenthaltstitel für Drittstaatsangehörige,
- die nach der RL 2004/38/EG ausgestellte Aufenthaltskarte (in Deutschland: § 5 I FreizügG/EU),
- alle sonstigen Aufenthaltstitel nur, wenn sie der Kommission gem. Art. 34 SGK mitgeteilt und im ABl.-EU veröffentlicht wurden.

2.2 Ausgenommene Dokumente

Ausgenommen aus dem Begriff des Aufenthaltstitels sind vorläufige Aufenthaltsdokumente im Erstantragsverfahren (in Deutschland: Erlaubnisfiktion gem. § 81 III Satz 1, V AufenthG) oder im Asylantragsverfahren (in Deutschland: Aufenthaltsgestattung gem. § 55 I AsylVfG). Ausgenommen sind außerdem Visa Typ A, C und D.

2.3 Stand der Veröffentlichungen im ABl.-EU

Veröffentlichungen mitgeteilter Aufenthaltstitel im Sinne von Art. 2 XV, 5 I b, 5 IV a SGK, Art. 21 I SDÜ gem. ABl.-EU C 51/6 vom 22.02.2013: Aktualisierung der Liste nationaler Aufenthaltstitel der Schengen-Staaten gemäß Artikel2 Abs. 15 VO Nr. 562/2006, die mit einem befristeten Einreise-, Aufenthalts- und Durchreiserecht im Hoheitsgebiet der anderen Schengen-Staaten nach Art. 21 I SDÜ oder nach Art. 5 I b) und Art. 5 IV a SGK verbunden sind (ABl. C 247 vom 13.10.2006, S. 1, ABl. C 153 vom 06.07.2007, S. 5, ABl. C 192vom 18.08.2007, S. 11, ABl. C 271 vom 14.11.2007, S. 14, ABl. C 57 vom 01.03.2008, S. 31, ABl.C 134 vom 31.05.2008, S. 14, ABl. C 207 vom 14.08.2008, S. 12, ABl. C 331 vom 21.12.2008, S. 13,ABl. C 3 vom 08.01.2009, S. 5, ABl. C 64 vom 19.03.2009, S. 15, ABl. C 198 vom 22.08.2009, S. 9, ABl.C 239 vom 06.10.2009, S. 2, ABl. C 298 vom 08.12.2009, S. 15, ABl. C 308 vom 18.12.2009, S. 20,ABl. C 35 vom 12.02.2010, S. 5, ABl. C 82 vom 30.03.2010, S. 26, ABl. C 103 vom 22.04.2010, S. 8, ABl.C 108 vom 07.04.2011, S. 6, ABl. C 157 vom 27.05.2011, S. 5, ABl. C 201 vom 08.07.2011, S. 1, ABl.C 216 vom 22.07.2011, S. 26, ABl. C 283 vom 27.09.2011, S. 7, ABl. C 199 vom 07.07.2012, S. 5, ABl.C 214 vom 20.07.2012, S. 7, ABl. C 298 vom 04.10.2012).

3. Kurzaufenthalt

3.1 Neufassung


Der Begriff "drei Monate im Sechs-Monats-Zeitraum" wird neu gefasst und ersetzt durch "90 Tage je Zeitraum von 180 Tagen" in
- Art. 5 I Satz 1 VO (EG) Nr. 562/2006 (SGK),
- Art. 1 II Unterabs. 1 VO (EG) Nr. 539/2001 (EUVisaVO),
- Art. 1 I, 2 Nr. 2 a), 25 I b), 32 I a) VO (EG) Nr. 810/2009 (VK),
- Art. 20 I, 21 I SDÜ.
Die Regelung findet Anwendung seit 18.10.2013.

3.2 Berechnung Aufenthaltszeit

Tag der Einreise Ausreise werden mitgerechnet. Rechtmäßige Aufenthalte mit Visum Typ D oder Aufenthaltstitel werden nicht angerechnet (Art. 5 Ia SGK neu). Die Regelung findet Anwendung seit 18.10.2013.

3.3 Regelung gegen EuGH "Nicolae Bot ./. Préfet du Val-de-Marne"

Entgegen der vom EuGH festgelegten Berechnung des Halbjahreszeitraums im Sinne von Art. 20 I SDÜ (Rechtssache "Nicolae Bot", C-241/05) ist durch Art. 5 I Satz 1 SGK neu der dem aktuellen Aufenthaltstag vorausgehende 180-Tage-Zeitraum zu berücksichtigen (also Rückkehr zur früheren Rückrechnung). Die Intention der Abkehr von der EuGH-Entscheidung in der Rechtssache "Nicolae Bot" ergibt sich aus dem Erwägungsgrund Nr. (9) VO (EU) Nr. 610/2013. Die Regelung findet Anwendung seit 18.10.2013.

Soweit die Visabefreiung zusätzlich auf Sichtvermerksabkommen nach Anlage A Nr. 1 zu § 16 AufenthV, auf §§ 18, 19 AufenthV oder auf Visabefreiungsabkommen der EU mit Drittstaaten beruht, ergibt sich die Aufenthaltsdauer, ihre Berechnung und die Frage der Anrechnung von Voraufenthaltszeiten in anderen Schengen-Staaten aus dem Text des jeweiligen Abkommens, solange dieses oder der Gesetzestext oder Verordnungstext nicht an die VO (EU) Nr. 610/2013 angepasst wird.

4. Pass / Passersatz

4.1 Anforderungen an Gültigkeitsdauer

Der Pass oder Passersatz des Drittstaatsangehörigen muss noch mindestens drei Monate nach der geplanten Ausreise aus dem Schengen-Raum gültig sein und in den letzten zehn Jahren ausgestellt sein (Art. 5 I a) SGK neu). Die Regelung findet Anwendung seit dem Inkrafttreten am 19.07.2013.

4.2 Ausnahmen

In begründeten Notfällen kann von der Voraussetzung der Gültigkeit von drei Monaten nach der geplanten Ausreise abgesehen werden. Das ist der Fall, wenn vor einer unvorhergesehenen und zwingenden Reise keine Möglichkeit einer Beantragung und Ausstellung eines neuen Passes oder Passersatzes bestand. Für eine Übergangszeit muss wegen der Kurzfristigkeit des Inkrafttretens der Regelung berücksichtigt werden, dass die Neuregelung international noch nicht bekannt ist und Drittstaatsangehörige davon noch keine Kenntnis haben können.

4.3 Unanwendbarkeit

Die Regelung gilt nur für Kurzaufenthalte, nicht längerfristige Aufenthalte und daher nicht für Pässe und Passersatzpapiere von Inhabern nationaler Aufenthaltstitel und nationaler Visa Typ D und damit nicht für die Einreise- und Aufenthaltsrechte nach Art. 21 I SDÜ und Art. 21 IIa SDÜ.

5. Sonstiges

5.1 Einreisespuren an der Schengen-Außengrenze

Durch Neufassung des Art. 9 II i.V.m. Anhang III Teil A, B SGK werden die Einreisespuren neu kategorisiert: "EU, EWR, CH" (Freizügigkeitsberechtigte), "Visum nicht erforderlich" (visumbefreite Drittstaatsangehörige, offen auch für EU-/EWR- und Schweizer Staatsangehörige) und "alle Pässe" (visumpflichtige Drittstaatsangehörige, offen auch für die vorgenannten Gruppen).

5.2 Fälle fehlender Einreise- oder Ausreisesstempel im Pass

Art. 11 III SGK wird im Sprachgebrauch an die EU-Rückführungsrichtlinie RL 2008/115/EG angepasst, der neu eingefügte Art. 11 IV SGK lässt die Verfahrensweise nach Art. 11 I, II SGK auch für Fälle fehlender Ausreisestempel Anwendung finden.

5.3 Anpassung des Sprachgebrauchs an Lissabon-Vertrag

Die Begriffe "Gemeinschaft", "gemeinschaftsrechtlich" und "Gemeinschaftsrecht" werden an den am 01.12.2009 in Kraft getretenen Vertrag von Lissabon angepasst und ersetzt durch die Begriffe "Union", "unionsrechtlich" und "Unionsrecht".

6. Neuregelung durch die VO (EU) Nr. 1051/2013 vom 22. Oktober 2013

Durch die VO (EU) Nr. 1051/2013 vom 22. Oktober 2013 (ABl.-EU L 295/1 v. 06.11.2013) - in Kraft getreten am 27.11.2013 - wurde der SGK erneut geändert in Bezug auf FRONTEX-Einsätze (neu eingefügter Art. 19a) und die Wiedereinführung der Grenzkontrollen an Schengen-Binnengrenzen (Neufassung der Art. 23-30).

Stand 15.02.2014

 
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